Beurteilung der These 8:
Eine stiefmütterliche Behandlung der Chancen und Risiken, die das Internet bietet, wäre für eine internationale Topdestination wie Grindelwald ein heftiger Fehler. Die Qualität der bestehenden Webauftritte und damit verbundene Anwendungen sind unterschiedlich. Der Winterauftritt jungfrauwinter.ch ist gut, wirkt etwas handgestrikt und oft nicht aktuell. Wer zum Beispiel eine eindrückliche Dokumentation der laufenden Arbeiten an den Beschneiungsanlagen oder der Honeggbahn gesucht hat (wo sonst sollte sich der Wintertourist gezielt informieren?), hatte Pech. Solche Möglichkeiten nicht zu nutzen ist fast nicht entschuldbar. Günstiger und effektvoller kann man kaum informieren (und gleichzeitig werben). Die Anzahl und Qualität der Webcams wirkt ärmlich bis bieder. Wenn die Webcam der First im Frühling über Wochen nur schwarze Nacht präsentiert, ist das einfach nur peinlich. Mit umfassender Live-Information könnte die Jungfrauregion den Wunsch, diese wunderbaren Landschaften selber live zu erleben oder die Vorfreude äusserst wirksam stärken. Ob die Tourismusverantwortlichen Internetmeinungen von Grindelwald-Besuchern systematisch verfolgen, wer weiss. Zunehmend wird das Internet durch mobile Geräte (Handy mit WLAN, MMS) überall einsetzbar. Moderne Stationen und Gastrobetriebe haben dies erkannt und stellen ihren Gästen kostenlos oder günstig Internetverbindung zur Verfügung. Damit werden einerseits eigene WebCams betrieben und die Gäste senden die eben geschossenen Fotos in top Qualität augenblicklich einem Empfänger irgendwo in der Welt. Welchen Aufwand müsste man betreiben, diese Medienkontakte mit herkömmlichen Methoden zu erreichen? Mit relativ geringen Investitionen liessen sich viele Versäumnisse der jüngsten Vergangenheit beheben. Positiv dürfen die Internetauftritte von grindelwald.com und myjungfrau.ch gewertet werden.
Massnahme T8-1:
Ein Grossteil des Gebiets kann jederzeit via Internet-Webcams in guter Qualität besucht werden. Sogar Nachts soll die eine oder andere Kamera zeigen, ob, wo und wieviel es gerade schneit. Einzelne Kameras sind zusätzlich mit einem Temperatur- und Windsensor (Stärke, Richtung) ausgerüstet. An diesen Daten könnten auch Meteodienste interessiert sein oder es lassen sich interessante Datenreihen generieren. Viele Gäste in aller Welt haben von Ihrem Büro- oder Homeoffice-Arbeitsplatz Internetzugang und können die Pausen für Kurzbesuche in dieser fantastischen Region nutzen. Die Bilder (das Wetter ist dabei interessanterweise egal) lassen alte und neue Grindelwald-Fans träumen und oft berichten sie den anderen Kollegen im Büro, von dem was sich da gerade präsentiert. Wenn die Webcams mit weiteren qualitativ hochwertigen Karten (Google-Earth, elektronische Maps, Abbildungen) ergänzt werden, lernen die Besucher das Gebiet viel besser kennen, die Vorfreude steigt und dabei betreiben sie perfekte Werbung in ihrer nahen Umgebung. Zielgenauere Werbung kann man sich gar nicht vorstellen. Wetterfeste Webcams, die vollautomatisch hochwertige Bildern liefern, fallen in einem Budget kaum mehr auf. Wenn auf dem Männlichen Schneeskulpturen entstehen, soll eine Webcam dieses Ereignis auch zeigen.
Preis pro Stück rund 1000 Franken - für solche Bilder:
Massnahme T8-2:
Die verschiedenen, sehr unterschiedlichen Internetauftritte sind dem aktuellen Trend anzupassen. Die Inhalte sind absolut aktuell zu halten. Ueber laufende Projekte ist, soweit kommunizierbar, umfassend zu berichten. Schliesslich passiert hier etwas, das man ja primär für die Gäste baut und hofft, dass sie dann auch in Scharen kommen, um die Kosten möglichst rasch wieder einzufahren.
Beispiel vom 11.11.2007:
In der Jungfrauregion hat es im November erstmals so richtig geschneit. Statt über dieses glückliche Ereignis zu berichten, zeigt man eine veraltete Info vom Oktober
(mit Sonnenschein und Null Centimer Schnee)
Die Schilthornseite ist noch schlimmer, wurde sie doch letztmals im Juni 2007 aktualisiert. Gerade zu einem Zeitpunkt, wenn die Kunden ihre neue Ausrüstung kaufen und angesichts des Schneefalls interessiert die WebSite www.jungfrauwinter.ch anklicken, lacht ihnen eine fröhliche Sommersonne ins Gesicht, notabene Schneehöhe 0 cm.
Das WebCam-Bild dient als Vergleich der Wettersitutation und stammt nicht von jungfrauwinter.ch. Die WebSite wurde zwei Tage später aktualisiert, immerhin.
Massnahme T8-3:
Sämtliche Talstationen und Bergstationen werden mit kostenlosem WLAN ausgerüstet. Die Besucher können via Internet eben gemachte Handyfotos versenden, Emails empfangen oder Börsengeschäfte abwickeln. Alles ist möglich, nichts ist verpflichtend, der Kunde steht im Mittelpunkt. Der Kunde kann sich auch über Anlagezustände informieren, die Hotelreservation prüfen oder rasch einen Börsenkurs abrufen. Es liegt an uns, zu urteilen, ob diese Entwicklung gesund ist oder nicht. Die heranwachsende Generation ist es gewohnt, 3-4 Dinge gleichzeitig zu tun und sich nur bei Bedarf auf eine Sache total zu konzentrieren. Wer diese Bedürfnisse erkennt und clever umsetzt, steht auf der Gewinnerseite.
Massnahme T8-4:
Dank vernetzter Bergbahnen kann die ungefähre Wartezeit bei Talstationen erfasst und über Internet und Anzeigetafeln kommuniziert werden. Sobald die Leute diese Information erhalten und sich entsprechend verhalten, regelt sich die Auslastung von selbst. Die Besucher erkennen, wo sie weniger lange anstehen, gehen dorthin und entlasten höher frequentierte Anlagen, bis sich das Gleichgewicht erneut verändert. Die Information erreicht die Besucher an geeigneten Stellen (Pistenverzweigungen) durch elektronische Infotafeln (robuste LCD-Anzeigen) oder via Handy. Schliesslich ist es gerade bei starkem Andrang nötig, den Besucherstrom möglichst optimal zu verteilen. Die Leute wollen ihre knappe Freizeit keinesfalls mit Anstehen verbringen.
Massnahme T8-5:
WLAN ist 2007 in den meisten Hotels von Grindelwald noch lange keine Selbstverständlichkeit. Grundsätzlich soll jedes Hotel jedem Gast einen günstigen oder je nach Tarifgestaltung kostenlosen Internetzugang offerieren. Optimal ist es, die WLAN-Zone räumlich zu begrenzen, damit dem Gast während seiner Internet-Nutzung bei Bedarf Getränke oder Snacks serviert werden können. Vonn WLAN (drahtloses Netz) in den Zimmern ist wegen Elektrosmog-Ängsten eher abzuraten. Weitere WLAN-Netze gehören zum Beispiel ins Tourismuszentrum oder an den Bahnhof.
Massnahme T8-6:
Die Jungfrau-Region sollte es sich sogar überlegen, ein Abbild in Secondlife zu betreiben. Soweit ich weiss, sind erst Firmen wie IBM dabei, diese Paralellwelt kommerziell zu nützen. Eine Aufsehen erregende Präsentation wäre natürlich ein super Marketing-Gag. Wer jetzt einsteigt, kann wichtige Erfahrungen sammeln, um dann, wenn's richtig losgeht, professionell parat zu sein. Der Clou dabei: Jeder virtuelle Besucher hat irgendwo das Bedürfnis, seine virtuelle Welt real zu erleben. Gerade eine Tourismusdestination wie Grindelwald mit dem unvergleichlichen Dreigestirn hätte hier ausgezeichnete Chancen. Übrigens: in der virtuellen Welt von Secondlife können Mitglieder virtuelle Grundstücke erwerben, notabene mit einer virtuellen Währung (Liniden-Dollars), die in echte Dollars gewechselt werden können. Wenn es funktioniert, könnte das Projekt durch Verkauf von virtuellen Grundstücken sich +/- selbstfinanzieren.
Massnahme T8-7:
Alle an der Region interessierten Personen sind sehr an der Weiterentwicklung der Bahninfrastruktur interessiert. Im Internet soll laufend über neue Vorhaben, informiert werden. Ueber laufende Bauprojekte sollen Reportagen oder Newsbeiträge online publiziert werden, idealerweise begleitet von WebCams, die den Fortschritt automatisch dokumentieren. Die Kunden sollen erfahren, welche Bahn in welchem Jahr erneuert oder welchen Pisten neu eine Beschneiungsanlage erhalten. Besonders wichtig ist das in Gebieten, wo die Entwicklung verglichen mit anderen Topdestinationen in der Vergangenheit eher langsam vorangeschritten ist.
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